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Alles wird gut.

Zumindest in Bordeaux. Von dort kommen im Moment nur Jubelmeldungen über den neuen Jahrgang 2009. Und Jahre, die mit einem Neuner enden sind dort ja schon fast immer eine Bank. Das ist bei uns leider nicht ganz so.

Alles wird gut.
Danke für das Foto an Hans Werfring.


Nachdem zuerst in vielen Gegenden die Blüte verrieselte und danach riesige Flächen in vielen Teilen Österreichs vom Hagel getroffen wurden, begann man sich doch zaghaft zu freuen, denn das Wetter hielt aus und man erwartete zwar weniger Ertrag, aber doch noch sehr gute Qualitäten.

Anfang September begann aber wieder das grosse Zittern, bzw. ein mehr als rasches Lesen. Denn es war einfach zu warm. Das klingt jetzt vielleicht seltsam, denn gerade das wünschen sich die Winzer ja eigentlich. Und in manchen Gegenden funktionierte das ja auch ganz wunderbar, da hängen Trauben am Stzock, die kaum perfekter sein können. Aber halt nicht überall.

In vielen Weingärten konnten die letzten Regengüsse nicht mehr richtig aufgenommen werden, weil das Laub schon zu färben begann. Also ging die Flüssigkeit in die Trauben.

Das wäre noch nicht weiter tragisch, da die Beeren heuer eher klein waren und die Zuckerwerte schon recht ordentlich – und in „normalen“ Septemberwochen mit warmen Tagen und kühlen Nächten kann man da normalerweise zuwarten und später lesen.

Wenn es nun in der Nacht aber nicht kühl genug ist und sich auch noch der Tau auf die Trauben legt, der dann nicht mehr rasch genug abtrocknen kann, dann steht quasi die feuchte Luft im Weingarten - und dann ist das ein Paradies für raschen Pilzbefall.

Dazu kommen noch die Insekten, die die eine oder andere Beere anstechen. Die dünnen Traubenhäute platzen dann auf und die Beeren schimmeln. Und das geht in solch dunstigen Weingärten dann irrsinnig rasch. Teilweise gesellt sich dann auch noch ein Essigstich dazu.

Und schon hört man die ersten Stimmen, die den Jahrgang schlecht reden wollen.

Aber das ist falsch.

Denn in den letzten Tagen besuchte ich einige Winzer im Burgenland, in der Wachau, im Krems- und Kamptal, sowie am Wagram. Mehr oder weniger dasselbe Bild. Alle beginnen mit enormem Zeitaufwand auszulesen, damit die restlichen Trauben sauber bleiben. Und wenn es jetzt etwas kühler wird, dann verlangsamt sich diese Entwicklung, die Schimmelherde können dann austrocknen und fallen ab – und wenn es andererseits trocken genug bleibt, dann bildet sich eine saubere Botrytis.

Damit können unsere Winzer ja perfekt umgehen, wie selbst ganz schlimme Jahre, wie 1998 gezeigt haben. Denn Weine wie z.B. die Vinothekfüllung von Emmerich Knoll oder der Unendlich von F.X. Pichler aus diesem Jahr sind immer noch Granaten. Und ausserdem besteht die Chance auf ganz grosse Süssweine.

Also bitte nicht jetzt schon den Jahrgang schlecht machen, sondern auf die harte Arbeit, die vielen Lesedurchgänge und das Fingerspitzengefühl unserer Winzer vertrauen. Die können das!

Meint Ihr

Helmut O. Knall

Reaktionen wie immer gerne an: redaktion@wine-times.com oder gleich hier unterhalb...

© by Weinspitz_Helmut_Knall
last modified: 2009-10-16 23:43:13

Weinspitz_Helmut_Knall    2009-11-04 08:23:25    

Stimmt.

Danke für Ihren informativen Kommentar. Inzwischen ist die Lese fast überall abgeschlossen und man kann ein Fazit ziehen: Und das heisst sehr wenig aber schlussendlich doch noch recht gut.

Mit Österreich und Deutschland verhält es sich ja sehr oft genau entgegengesetzt, das hatten wir ja schon öfters, erinnere nur an 1996, das bei uns eine Katastrophe, yber bei euch recht gut war oder 2000 wo es genau umgekehrt gewesen ist. Ich freu mich jedenfalls schonauf eure 2009er...

Lieben Gruss aus Wien
Helmut O. Knall

    2009-10-17 11:29:02    

Des einen Leid-des anderen Freud

Tja Herr Knall , das Schicksal des Winzers ist es halt, sich mit den klimatischen Kapriolen auszusöhnen und das beste draus zu machen - und das die Österreichischen Winzer dies Exzellent können haben Sie in den letzten ca 20 Jahren doch überreichlich bewiesen! Abgerechnet wird eh erst zum Schluss. Bei uns hier im Südwesten Deutschlands hätte Ende Juli bestimmt niemand mit einem Super Jahr gerechnet- der Winter sehr lang und kalt- vereinzelt bis hin zu Frostschäden da in 2-3 Nächten Temperaturen von unter 15 grad minus, für unsere verhältnisse eher spätere Blüte
(allerdings sehr kompakt daher keine grossen Reifeunterschiede) der Frühsommer eher bescheiden... DANN aber , ein Super August
(ja auch Temperaturen von über 35 grad vereinzelt bis 38 grad hier im Markgräflerland und im Kaiserstuhl aber nicht so gnadenlos lange ununterbrochen "Röstend" wie im 2003!) und ein perfekter September -wenn auch viel zu trocken für die "restliche" Natur, warme aber nie zu heisse Temperaturen, -und schon wartet ein Riesiger Jahrgang 2009 hier auf uns- besonders die Roten sind verheissungsvioll- praktisch kein Spätburgunder unter 100 Öchsle sehr oft 110 und etwas mehr- bei perfekter physiologischer Reife und Null komma null fäulnis- das macht appetit...
Also bitte nicht neidisch sein -der für euch Österreicher grossartige 2006 war hier in den Süddeutschen Anbaugebieten ein alptraum bei dem den Winzern das ergebnis eines ganzen Jahres voll Arbeit buchstäblich unter den Händen wegfaulte... wie ich schon im Titel sagte- des einen Leid...
mit Weinfreundlichen Grüssen und Dank für Ihr sehr informatives Online-Portal !
Ihr D. Hage


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